Der HGV hat in der letzten Ausgabe seiner Verbandszeitung vorgeschlagen, den Meraner Raum zu einem Modellgebiet in Sachen Mobilität zu machen. Dazu brauche es nicht nur die dringende Realisierung der Nord-West-Umfahrung, sondern auch den “weiteren Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und die Schaffung von Vorzugsspuren für Busse” sowie “innovative Lösungen” für die Anbindung der Anrainer-Gemeinden wie die Standseilbahn nach Tirol und Schenna.
Es ist zu begrüßen, dass der HGV sich den Bemühungen von Bürgermeister Paul Rösch und Referentin für Mobilität Madeleine Rohrer anschließt, die sich mit Nachdruck um Zustimmung in der Stadtregierung und im Gemeinderat bemühen, weil diese Maßnahmen sowohl für die Touristen, als auch und vor allem für die Einheimischen von Vorteil wären. Denn laut Erhebungen von Ing. Ciurnelli kommen nach oder verlassen Meran 81.000 Autos an einem gewöhnlichen Werktag. Diese Autos sind maßgeblich an der Lärm- und Abgas-Belastung verantwortlich, wenngleich die alten, stinkenden und lärmenden Busse den Fußgängern mehr auffallen.
Die Busse bringen aber täglich sehr viele Menschen in die Stadt, die ansonsten mit dem Auto fahren würden. Einige Zahlen am Beispiel Rennweg: Zwischen 7:30 und 8:30 in der Früh haben wir 72 Autobusse, aber 366 Autos (ohne Liefer- und Lastwagen); in den Spitzenstunden (7-9, 12-14 und 16-18 Uhr) wurden am Rennweg 402 Busse gezählt. Es sind in Fahrtrichtung Vinschgauer Tor 2.118 Menschen aus diesen Bussen ein- und 2.640 ausgestiegen. In derselben Zeit in Fahrtrichtung Theaterplatz gibt es 153 Busse; 746 Menschen sind ein- und 970 ausgestiegen. Der öffentliche Verkehr hat also Potential.
Die Förderung des öffentlichen Verkehrs und die Umstellung auf umweltfreundliche Busse wird Staus und die Gesundheitsbelastungen vermindern. Die auch vom HGV gewünschte Aufwertung des öffentlichen Personennahverkehrs wird in Meran aber nur gelingen, wenn die Busse Vorzugsspuren oder möglichst staufreie Abschnitte zur Verfügung haben, die alle Viertel der Stadt in kurzen Intervallen erreichen und den Nutzern Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit garantieren. Ein Beispiel: Während der Verkehrsberuhigung am Theaterplatz konnte die SASA im Abschnitt zwischen Kaiserhof in der unteren Freiheitsstraße und dem Sozialprengel in der Romstraße auf einer Gesamtstrecke von etwa acht Minuten durchschnittlich eine Minute einsparen. Zu den Uhrzeiten mit dem stärksten Verkehrsaufkommen waren es sogar zwei Minuten. Im Vergleich dazu hat die Schließung der oberen Freiheitsstraße für die Busse eine Verlängerung der Route um zwei bis drei Minuten mit sich gebracht.
Die alten, ratternden und stinkenden Busse, die oft unpünktlich sind, können viele Menschen verständlicher Weise nicht zum Verzicht auf das Privatauto bewegen. Daher muss die Landesverwaltung umgehend ausreichend Mittel für den Ankauf von Umwelt und Benutzer freund-lichen Bussen zur Verfügung stellen und die alternativen Verkehrs-lösungen wie Seilbahnen nach Tirol und Schenna rasch umsetzen.
Man kann natürlich auch über Luftschlösser wie eine Metrobahn in der Stadt philosophieren. Klingt irgendwie super. Nur: Wie viele Jahre braucht die Realisierung eines solchen Projekts? Wer übernimmt die Kosten? Und welche Folgen hätte der Bau einer solchen Infrastruktur im Zentrum der Stadt? Die Geschichte der Nord-West-Umfahrung, die hoffentlich in einigen Jahren ein Ende finden wird, sollte uns Lehre genug sein, dass Megaprojekte nicht die Lösung aller Probleme bringen. Wir müssen jetzt vernünftige, kurzfristig umsetzbare Lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr angehen, um der Stadt und dem Umland eine sanftere Mobilität zu garantieren.
Toni Ladurner, Gemeinderat der Liste Paul Rösch/Grüne